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Geschichte


Geschichtliches

Anfang bis Mitte der 1980er Jahre fand man, nur 500 Meter entfernt von den letzten Häusern am südöstlichen Ortsausgang, im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten für den Kiesabbau einen großen Siedlungsplatz der Bandkeramiker. Diese Funde sind ein Beweis dafür, dass 4.000 bis 5.000 Jahre vor Chr. hier Menschen angesiedelt waren, die eine besondere Form von Keramiken herstellten: rundbauchige von Hand geformte Gefäße, die mit parallel verlaufenden Ritzlinien und Stichmustern versehen waren. Bandkeramiker waren sesshaft und betrieben bereits organisierten Ackerbau und Viehzucht. Die Ausgrabungen ließen auf mindestens 40 Häuser schließen, die zwischen 8 und 40 Meter lang waren und in denen nachweislich verschiedenes Vieh, unterschiedliche Kulturpflanzen und Werkzeuge aufbewahrt worden war. Wenige Jahre später wurde außerdem beim Bau der ICE-Strecke ein mächtiges Wallgrabensystem angeschnitten, das circa 3.000 Jahre vor Chr. entstanden sein muß.

Im Jahre 2000 feierte der Ort sein Jubiläum 1150 Jahre Rössing, denn die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in den Jahren zwischen 822 und 877 als Rotthingun. Die Silbe Rot deutet auf roden hin und Thing auf eine alte historische Gerichtsstätte. Der überlieferte Name Am Pastorenthie für den Platz am Pfarrhaus weist ebenfalls darauf hin.

Die Herren von Rössing hatten hier ihren Rittersitz mit einer Wassermühle, Braurecht und Kirchenpatronat. Schon 1132 urkundlich erwähnt, ist die Familie auch heute noch, nach fast 900 Jahren, an ihrem Herkunftsort ansässig, nach dem sie sich nennt.

Die Geschichte Rössings ist geprägt von seiner Lage an der westlichen Grenze des Fürstbistums Hildesheim. An der Leine saßen die welfischen Herzöge auf ihrer 1290 erbauten Feste Calenberg. Bei den ständigen Versuchen, ihren Machtbereich gegen die Bischöfe nach Osten hin zu erweitern und die Herren von Rössing aus ihren Besitzungen auszukaufen und zu verdrängen, setzte ihnen dieses selbstbewusste Rittergeschlecht erheblichen Widerstand entgegen, denn es hatte den Wahlspruch:

Wer Gott vertraut, brav um sich haut, der hat auf keinen Sand gebaut.

1431 hatte Herzog Wilhelm I. die im Jahre 1342 erbaute Burg der Herren von Rössing geschleift und den Wiederaufbau verboten. Erst 1579 bis 1589 errichteten sie die zweiflügelige Schlossanlage mit dem Wassergraben am jetzigen Standort.

In zahlreichen mittelalterlichen Fehden (u.a. 1466-67 und 1486) wurde Rössing gebrandschatzt. 1486 brannten Söldner der Stadt Hildesheim das Dorf nieder, in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23) und im 30jährigen Krieg (1618-48) wurde die Feste Calenberg mehrmals hart umkämpft, jedesmal mit schlimmen Folgen für das Dorf. Die gesamte Schlossanlage wird durch die Rössinger Ortsheimatpflegerin Helga Fredebold an späterer Stelle genauer beschrieben.

Nach dem Ende der Stiftsfehde 1523 wurde das Große Stift Hildesheim zerschlagen und Rössing dem Fürstentum Calenberg zugeordnet. Auch 1643 nach der Wiederherstellung des Stiftes gaben es die Herzöge nicht zurück, und es verblieb unter welfischer Landeshoheit.
Herzog Erich dem Älteren war es 1537/38 gelungen, die Hälfte Rössings aus Helmarshäuser Klosterbesitz an sich zu bringen. Nun war ihm die Hälfte der Rössinger Bauern zehnt- und dienstpflichtig.
Die andere Hälfte unterstand mit allen Diensten und Pflichten dem Adeligen Patrimonialgericht der Herren von Rössing, das erst um 1820 aufgehoben wurde.

Im Jahr 1808 wütete ein Großbrand im Dorf und vernichtete die Hälfte aller Häuser. Daran erinnert noch der Straßenname Loderwinkel.
Während der Franzosenzeit gehörte Rössing zum Königreich Westphalen, regiert von König Jerôme Bonaparte, einem Bruder von Napoleon.

Die Agrarreform mit der Aufhebung der Zehnt- und Dienstpflicht gegenüber dem Grundherrn brachte ab ca. 1843 den Bauern endlich Eigentum an ihrem Land.

1814 wurde auf dem Wiener Kongress das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erhoben.
Und als 1853 die Eisenbahnstrecke Hannover-Alfeld eröffnet wurde, richtete man einen Bahnhof in Nordstemmen ein, denn von dort aus war die im Bau befindliche Marienburg für die königliche Familie von Hannover gut zu erreichen.

Die Burg wurde allerdings nur etwa ein Jahr lang bewohnt. Noch bevor sie ganz fertig war, annektierte Preußen 1866 das Königreich Hannover, machte daraus eine preußische Provinz, und das Königshaus wurde verbannt. Das Amt Calenberg wurde aufgelöst und Rössing dem Amt Springe zugeordnet.

Die Schaffung umfangreicher Wohngebiete zwischen 1950 und dem Jahr 2000 vergrößerte die Ausdehnung des Ortes etwa auf das Doppelte. Im Ort wohnen heute etwas mehr als 1600 Menschen.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ging bis auf wenige zurück, trotzdem hat Rössing seinen dörflichen Charakter bewahrt und erreichte 2005 sowie erneut 2014 im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft auf Kreisebene den 1. Platz.

Seit der Gebietsreform 1974 gehört Rössing als zweitgrößte von 10 Ortschaften zur Gemeinde Nordstemmen im Landkreis Hildesheim.

Über die L480 erreicht man in wenigen Minuten in südlicher Richtung die B1 nach Hildesheim bzw. Hameln und in nördlicher Richtung die B3 nach Hannover. Darüber hinaus ist Rössing an den Regionalverkehr der Bahn angeschlossen.

Das Wappen von Rössing zeigt im oberen Teil die drei alten Eichen am Dorfteich, die die Rössinger als ihr Wahrzeichen betrachten und im unteren Teil den goldenen Löwen aus dem Wappen der Freiherren von Rössing.

(Quelle: Helga Fredebold, März 2006, Ortsheimatpflegerin, mit Ergänzungen. Aus: Rössing – eine liebens- und lebenswerte Ortschaft der Gemeinde Nordstemmen)


Historische Baulichkeiten

  • Neugotischer Anbau von 1909/10 am Wasserschloss Rössing © Verena Bloch

    Schloss und Schlosspark Rössing

    Unter den Eichen 3
    OT Rössing, von der Kirchstraße anfahrbar
    31171 Nordstemmen

    Das Rössinger Wasserschloss entstand in den Jahren 1579 bis 1589 unter Ludolph von Rössing. Diesem Rittersitz war bereits eine Burg vorausgegangen, die jedoch 1431 vom Welfenherzog Wilhelm I. zerstört worden war. Erst 150 Jahre später ließ Ludolph das heute noch erhaltene ... weiterlesen

Schloss und Schlosspark

Zu finden: Unter den Eichen 3, von der Kirchstraße anfahrbar

Das Rössinger Wasserschloss entstand in den Jahren 1579 bis 1589 unter Ludolph von Rössing. Diesem Rittersitz war bereits eine Burg vorausgegangen, die jedoch 1431 vom Welfenherzog Wilhelm I.  zerstört worden war. Erst 150 Jahre später ließ Ludolph das heute noch erhaltene Rennaissance-Schloss im niedersächsischen Fachwerkstil errichten. Der zweite, deutlich später und völlig anders gestaltete rechtwinklig zum älteren Gebäudeteil stehende Flügel steht ebenso wie der erste auf einem steinernen Sockel über einem alten Kellergewölbe..

1431 hatte Herzog Wilhelm I. die im Jahre 1342 erbaute Burg der Herren von Rössing geschleift und den Wiederaufbau verboten. Erst 1579-89 errichteten sie die zweiflügelige Schlossanlage mit dem Wassergraben am jetzigen Standort. In zahlreichen mittelalterlichen Fehden (u.a. 1466-67 und 1486) wurde Rössing gebrandschatzt. 1486 brannten Söldner der Stadt Hildesheim das Dorf nieder, in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-23) und im 30jährigen Krieg (1618-48) wurde die Feste Calenberg mehrmals hart umkämpft, jedesmal mit schlimmen Folgen für das Dorf.

(Text von Helga Fredebold, aus der Festchronik, S.136)

Das Schloss, das unter Denkmalschutz steht und von der hier seit fast 1000 Jahren ansässigen Familie von Rössing bewohnt wird, ist umgeben von einem großen Park mit schönen alten Bäumen. Von der Brücke aus führt durch diesen Park in westlicher Richtung ein Weg zu einer Pforte und von dort aus eine nur von Fußgängern zu nutzende schmale Gasse direkt zur Kirche. Diese ist bei den Dorfbewohnern unter den Namen Gatze bekannt und war schon immer der direkte Weg der Schlossbewohner zur östlichen Eingangstür der Kirche. Die Benutzung dieser Tür war nur ihnen vorbehalten und von hier aus konnten sie direkt über die Treppe hinter dem Altar ihre Plätze auf der Empore der Kirche erreichen.

Die Wirtschaftsgebäude des Schlosses, die erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, liegen südlich an der Kirchstraße. Das kleine alte Fachwerkhaus mit der Hausnummer 19 trägt einen Wappenstein mit der Inschrift 1788 E.v. Rössing und D.v. Rössing, geb. von Kozen. Dieses war vermutlich das Wohnhaus des Pächters oder Hofmeisters, ehe 1907 auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Nr. 28) ein neues und deutlich größeres Pächterhaus im Jugendstil erbaut wurde.

Da das Schloss von der Familie von Rössing bewohnt wird, ist es nicht zu besichtigen.

Die Schlossgebäude

Das östliche Gebäude

Der rechte, östliche Gebäudeflügel ist der älteste, noch ziemlich im Original erhaltene Teil. Die Geschosshöhe ist niedrig und nach so vielen hundert Jahren befindet sich kaum noch eine rechtwinklige Ecke in dem alten Gemäuer. Links neben dem Treppenaufgang ist eine Eingangstür, die mit Sicherheit früher einmal der Haupteingang gewesen ist. Die Stufen sind durch die notwendig gewordenen Erdaufschüttungen auf dem Hofplatz mit der Wagenauffahrt in der Erde versunken. Aber der Eingang hat einen schönen Sandsteinbogen im Giebel und trägt die steinernen Wappen der Erbauer des Schlosses, Ludolph von Rössing und Anna von Stöckheim, sowie die Jahreszahl der Fertigstellung 1589. Rechts und links neben der Tür sind runde Vertiefungen und oben ein Muschelornament im Stein angebracht. Man nimmt an, dass dort einmal Steinfiguren oder Säulen gestanden haben.

Das heutige Hauptwohnhaus

Der linke Gebäudeflügel, der der Brücke gegenüber liegt, ist der heutige Hauptwohnteil und wurde ca. 1830 (abweichende Angaben 1830 - 1844) massiv aufgebaut. Es sind aber noch originale Bauteile vorhanden. Auf der Rückseite der beiden Flügel sieht man noch das Fachwerk und die z.T. geschnitzten Eichenbalken mit den Rosetten und anderen Stilmerkmalen der Weserrenaissance, die allerdings wesentlich einfacher gehalten sind als bei den bekannteren Bauten dieser Epoche.

Der neugotische Anbau

Der linke steinerne Gebäudeteil des Wohnhauses wurde 1909/1910 in historisierendem, neugotischen Stil davorgebaut und das Schloss durch den Saal und einige repräsentative Räume erweitert. So wenig glücklich die Nachfahren über diesen Stilbruch waren, inzwischen ist auch dieser Anbau historisch und man entdeckt wieder seine Reize.

Seit Mai 2023 können im Ahnensaal dieses Gebäudes standesamtliche Trauungen vollzogen werden. In diesem Saal, den die Familie von Rössing zu diesem Zweck anbietet, finden neben dem Brautpaar noch 30 Gäste Platz.

Wer sich standesamtlich im Trauzimmer von Schloss Rössing trauen lassen möchte, muss sich zunächst an die Gemeinde Nordstemmen unter der Tel.-Nr. 0 50 69 / 80 00 oder per E-Mail an standesamt@nordstemmen.de wenden. Den Kontakt zur Familie von Rössing vermittelt schließlich das Standesamt.

Der Treppenturm

Der Turm, der die beiden Gebäude an der Außenwand miteinander verbindet, trägt eine mit Schiefer gedeckte welsche Haube, einen Zwiebelturm. Die Treppe im Innern ist eine Wendeltreppe aus Eichenbohlen, deren einzelne Stufen eine angearbeitete Spindeltrommel haben, ein Meisterwerk damaliger Baukunst und eine wirkliche Rarität.

Die Gräben und die Brücke

Der Rittersitz ist von einem breiten Wassergraben umgeben, der durch ein noch intaktes Zu- und Ablaufsystem vom Rössingbach (früher Dude) gespeist wird, er wurde erst vor kurzer Zeit entschlammt. Es heißt, dass das Schloss früher zwei Schlossgräben hatte und der Teich im Park noch ein Rest dieses zweiten Grabens ist. Zwar boten die Gräben keinen Schutz gegen die Feuerwaffen der damaligen Zeit, aber durchziehendes Kriegsvolk und andere unerwünschte Gäste wurden doch dadurch abgehalten.

Die Brücke über den Graben ist eine stabile Bruchsteinbrücke und wurde erst 1821 anstelle einer Zugbrücke erbaut. Das Eisentor, das die Schlossinsel gegen den Park absperrt, ist neueren Datums und trägt die Wappen der heutigen Bewohner, links Freifrau Madeleine von Rössings Geburtswappen, den fliegenden Fisch der holsteinischen Grafen von Brockdorff, und rechts das von Rössingsche Wappen, den aufrecht schreitenden Löwen.

(Text von Helga Fredebold, aus der Festchronik)

Der Schlosspark

Der Schlosspark ist über die Straße Unter den Eichen durch das große Eingangstor zu erreichen. Man kann ihn aber auch durch ein kleines Tor betreten, auf das man über die Gatze von der Kirche aus kommend genau zugeht. Das Tor ist immer geöffnet und die Familie von Rössing hat grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn Interessierte ihren Park besuchen. Diese sollten sich allerdings, um die Privatsphäre der Schlossbewohner zu schützen, auf einen Gang über die Wege durch den Park beschränken. Das Betreten des Schlosshofes ist nicht erlaubt.

Im Park stehen zahlreiche mächtige Bäume und die das Schloss umgebende Gräfte mündet in einen Teich mit einem neuen kleinem Badehaus, das an die Vorfahrin Levine von Dincklage erinnert. Schon zu ihren Lebzeiten hatte es dort ein Badehaus gegeben, das sie täglich, im Sommer wie im Winter, nutzte.

Vom Schlosspark aus empfiehlt sich außerdem ein Gang rund um das Wasserschloss, auf dessen Weg man immer wieder andere Einblicke auf die sehr unterschiedlich gestalteten Gebäudeteile hat. Er führt außerdem am Dorfteich entlang und an einer alten, 1986 restaurierten Brücke vorbei.

Am Rössinger Dorfteich kann man in den Sommermonaten viele Wassertiere beobachten, insbesondere für den Eisvogel hat man dort für Nisthilfen gesorgt. In kalten Wintern lädt der zugefrorene Dorfteich zum Schlittschuhlaufen ein.

In der Gemarkung wurden durch den Verein Dorfpflege an fünf unterschiedlichen Stellen insgesamt zwölf Ansitzstangen für Greifvögel errichtet. Hinzu kommen zwei Insektenhotels am Kurt-Schumacher-Platz und in der Streuobstwiese.

Pferdestall

2023 eröffnete der ehemalige Wirt des Rössinger Dorfgasthofes gemeinsam mit seiner Partnerin im ehemaligen Pferdestall des Rössinger Wasserschlosses ein Lokal mit Biergarten. Im Gasthaus „Alt-Rössing am Schlosspark“ werden u.a. Hausmannskost, saisonale Speisen und verschiedene Biersorten angeboten. Nicht nur die Bewohner Rössings können im neuen Lokal speisen, sondern auch Radlern auf einer Fahrradtour durch das Hildesheimer Land können hier eine Stärkungs- und Erholungspause einlegen. Darüber hinaus bieten die neuen Wirte ihre Räumlichkeiten für Familienfeiern und Zusammenkünfte gesellschaftlicher Gruppen mit bis zu 50 Personen an. Auch Hochzeitsfeiern von Brautpaaren, die zuvor im Ahnensaal des Rössinger Schlosses getraut wurden, sind im Gasthof am Schlosspark möglich.

Weitere Informationen zum Angebot und der Speisekarte sind hier zu finden.

Unter dem Motto „Coworking Space“ bietet die Familie von Rössing im Obergeschoss ihres ehemaligen Pferdestalls zukünftig außerdem Büroräume mit bis zu zehn Arbeitsplätzen an.

St. Peter und Paul

Zu finden: Kirchstraße

Die Gründung der Kirche St. Peter und Paul lag zwischen den Jahren 1282 und 1297. Überlieferungen zufolge wurde sie von den „Herren“ zu Rössing gestiftet und auf deren Grund und Boden errichtet. Von Beginn an hatten und haben die Herren von Rössing daher bis heute das Patronatsrecht inne und damit auch Einfluß auf die Auswahl der Pastoren, waren aber auch immer gleichzeitig zur Unterstützung der Kirche verpflichtet.

Der älteste Teil der Kirche ist der mittelalterliche Turm, der als Wehrturm ursprünglich dem Schutz der Dorfbewohner diente. Im Innern des doppelwandig angelegten Turms ist die gotische Wendeltreppe mit eingearbeiteter Spindel erhalten geblieben, diese ist jedoch nicht öffentlich zugänglich.

Das Kirchenschiff war ursprünglich deutlich schmaler und nur halb so lang wie der 1755 erweiterte und bis heute bestehende Kirchenbau und reichte nur bis etwa zur heutigen südlichen Eingangstür. Betrachtet man St. Peter und Paul von Norden, so kann man dieses auch gut am alten und erhalten gebliebenen Sockel erkennen.

Einziger äußerer Schmuck dieser gotischen Bruchsteinkirche ist ein Wappenstein an ihrer Südwestecke, der mit den Zeichen der drei Rosen und des Löwens jeweils unter einem gotischen Helm an die Brüder Lippold und Dietrich von Rössing erinnert. Anstatt einer Kirchturmuhr hat die Rössinger Kirche eine Sonnenuhr. Diese befindet sich direkt über dem Rössingschen Wappen an der Südseite der Kirche.

Das Innere der Kirche ist in einfachem hölzernen und eher schlichtem Barockstil ausgestaltet. Die auch Priechen genannten Emporen zu beiden Seiten der Altarwand erhielt die Kirche erst mit ihrer Erweiterung 1755, wobei die linke Seite den Patronatsherren und ihren Familie vorbehalten blieb. Sie waren mit geschlossenen Kirchenstühlen bzw. Kabinetten ausgestattet, deren Fensteröffnungen zum Altar mit Vorhängen verschlossen werden konnten. Diese sind heute nicht mehr erhalten, die Priechen sind aber nach wie vor nur über die Treppe hinter der Altarwand zu erreichen.

An der Wand über der Nordprieche ist die hochrechteckige Grabplatte der schon als Kind verstorbenen Eva Katharina von Rössing angebracht, einer Tochter des Ludolf von Rössing und seiner Ehefrau Anna Eulalia von Stöckheim. Im Innenfeld ist die Verstorbene als Wickelkind dargestellt. Das genaue Geburtsdatum der kleinen Eva Katharina ist nicht genau bekannt, ihr Todestag ist jedoch der Inschrift der Grabplatte nach der 6. März 1647 gewesen.

Direkt neben der Grabplatte hängt die Kopie des Gemäldes der Madonna della Sedia von Raphael. Das Original, das der berühmte italienische Maler der Renaissance im Jahre 1513 anfertigte, kann man heute im Palazzo Pitti in Florenz bewundern. Die Kopie in der Rössinger Kirche ist ein Geschenk von Louis (1863 bis 1946) und seiner Ehefrau Irmengard von Stoltzenberg (1873 bis 1957). Neben diesem Gemälde machte das Paar der Kirche außerdem die einzigen farbig gestalteten Fenster der Kirche zum Geschenk. Die beiden wunderschönen 2015 restaurierten Messingleuchter im Altarraum stifteten Levine von Dincklage und Louis von Rössing der Kirche anlässlich ihrer Silberhochzeit im Jahre 1842. Ein weiterer Messingleuchter hat nun seinen Platz im Turmraum der Kirche.

Bis zum Jahr 1934 hatten übrigens auch die Bauern in der Kirche ihre angestammten Plätze. Diese waren durch kleine und fest auf die Bänke montierte Zinkblechschilder gekennzeichnet. Auch nachdem man sich in Rössing von den alten und unbequemen Kirchenbänken getrennt hatte, verteidigten und beanspruchten die Platzinhaber ihre Plätze lange. Hierzu kann die Ortsheimatpflegerin Helga Fredebold erzählen: Noch 1966 mußte eine alte Dame, die sich ahnungslos auf einen ganz normalen Platz im mittleren Teil des Kirchenschiffs gesetzt hatte, diesen für eine alteingesessene Rössingerin räumen.

Den Altarraum von St. Peter und Paul schmückt ein Taufständer aus dem Jahre 1777. Seit der letzten Renovierung im Jahre 1999 ist der gesamte Kirchenraum in den klassischen Barockfarben gold und weiß gestaltet.

Hinter dem Altar, in unmittelbarer Nähe zum Aufgang zu den Emporen, erinnert eine 3 Meter hohe und 1 Meter breite Grabplatte an den Rössinger Pastor Johannes von Gehrden, der seinen Dienst hier von 1629 bis 1656 tat.

Im Innern des Turms sind Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht.

Die Orgel der Rössinger Kirche aus dem Jahre 1875 stammt aus der Werkstatt der Orgelbaumeister Furtwängler aus Elze. Sie wurde 1934 und 1972 erweitert und 2002 aufwändig restauriert.

Das Geläut von St. Peter und Paul besteht aus drei Glocken. Die älteste wurde nachweislich um 1350 gegossen und war im Mittelalter ursprünglich die Uhrschlagglocke von Rössing. Sie wurde 1942 zu Kriegszwecken beschlagnahmt, hatte Rössing verlassen und ist 1950 nur durch Zufall auf dem Harburger Glockenfriedhof wiederentdeckt worden. Sie wurde im Jahre 2012 aufwändig restauriert und hängt nun wieder im Kirchturm von St. Peter und Paul. Die zweite und deutlich jüngere Glocke stammt aus dem Jahre 1891 aus der Glockengießerei Radler in Hildesheim.  Die dritte und jüngste Rössinger Glocke aus dem Jahre 1898 erwarb die Gemeinde nach dem 2. Weltkrieg aus alten Beständen einer Kirchengemeinde in Eddigehausen.

Auf dem südlichen Kirchhof unterhalb des Kirchturms stehen zwei alte Grabsteine. Der freistehende und stark verwitterte lag lange Zeit als Bodenplatte auf einem Privatgrundstück in Rössing und ist daher nur noch mit Mühe zu lesen. Es ist der Grabstein des 1704 verstorbenen und wohlgeachteten Rössinger Bürgers Heinrich Schuward. Nach dem Verkauf des Grundstücks stellte der neue Eigentümer dem Verein Dorfpflege e.V. unter dem Vorsitz von Peter Winkler eine weitere Grabplatte zur Verfügung, die im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstand dort aufgestellt wurde. Der Ortsheimatpflegerin Helga Fredebold ist es gelungen, die Inschrift zu entziffern. Nachzulesen ist sie hier. Auf der vollbeschriebenen Rückseite des Steins sind mehrere Bibelsprüche aus dem Neuen Testament eingemeißelt.

Gegenüber an der Kirchenwand befindet sich ein Epitaph für einen Mann mit den Vornamen Hans Heinrich, dessen weiterer Zuname leider nicht mehr lesbar ist und der im Jahre 1701 kurz vor seinem Geburtstag im Alter von 22 Jahren verstarb (In Gott selig entschlafen seines Alters 22 Jahre weniger drei Wochen). Dieser Stein ist auf seiner Rückseite ebenfalls beschriftet.

Pfarrhaus

Zu finden: Kirchstraße

Das alte Pfarrhaus steht auf einer kleinen Erhebung, dem Thie von Rössing, auf dem mindestens seit 1600 Gericht gehalten wurde. Vor dem Gebäude wachsen für Gerichtsstätten typische Linden, wobei die dort heute stehenden Exemplare längst ihre morschen Vorgänger abgelöst haben.

Das Pfarrhaus entstand zwischen 1768 und 1772 und kostete die Gemeinde damals 2200 Taler. Ludwig von Rössing stiftete die Eichenbalken für das Fachwerk. Als 1808 ein großer Brand fast die Hälfte des Dorfes vernichtete, blieb das Pfarrhaus vom Feuer verschont, vermutlich, weil es schon damals ein Ziegeldach hatte. Heute ist es das schönste Fachwerkhaus des Ortes und wird von der Rössinger Küsterfamilie als Wohnhaus und für Veranstaltungen der Kirchengemeinde genutzt.

Küsterschule

Zu finden: Karlstraße

Eine Schule wurde in Rössing erstmals 1641 nachgewisen. Das alte Schulgebäude in Rössing in der Karlstraße war gleichzeitig Wohnhaus des Küsters und einklassige Dorfschule, denn der Küster war auch für den Unterricht der Dorfkinder verantwortlich.

Zum Lehrstoff gehörten Lesen (des lutherischen Kathechismus), Kirchengesang und Bibellehre. Erst später kamen gegen die Zahlung eines zusätzlichen Schulgelds die Fächer Schreiben und Rechnen dazu. Das heute in der Karlstraße 6 stehende Fachwerkhaus ist bereits ein 1781 errichteter Folgebau, die sogenannte Knabenschule. Es zählt zu den schönsten Häusern Rössings und ist heute ein Wohnhaus in Privatbesitz.

Schon sieben Jahre vor dem Bau der Knabenschule war im Haus Karlstraße 14/Ecke Kirchstraße außerdem eine Mädchenschule eingerichtet worden.

Alte Dorfschule, heutiges Dorfgemeinschaftshaus

Zu finden: Kirchstraße/Maschstraße

Das dritte Schulgebäude entstand 1888. Nun wurden die Kinder des Ortes nicht mehr nach Geschlecht in Klassen unterrichtet, sondern nach Alter und Kenntnissen in zwei und später vier Klassen aufgeteilt. Die neue Backsteinschule an der Kirchstraße blieb bis 1987 die Schule von Rössing. Seitdem werden die Rössinger Kinder der Klassen 1-4 in der ehemaligen Mittelpunktschule Rössing-Barnten, nach der Gebietsreform von 1974 Grundschule der Gemeinde Nordstemmen, im Ortsteil Barnten unterrichtet und das Schulgebäude in Rössing als Dorfgemeinschaftshaus genutzt.

Jugendstilvilla und ehemaliges Pächterhaus

Zu finden: Kirchstraße 28

Südlich des Schlosses an der Kirchstraße/Ecke Leinkamp entstand 1906 ein Pächterhaus in der Architektur des Jugendstils. Es ist bis heute im Besitz der Familie von Rössing und wird auch privat von dieser genutzt.

Darüber hinaus sind die Räume im Erdgeschoss zur beruflichen Nutzung an eine Hebamme vermietet.

 

 

Drei Vollmeierhöfe

Zu finden: Kirchstraße

Im ursprünglich von der Landwirtschaft geprägten Dorf Rössing gibt es heute nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe. Der größte ist das adelige Gut der Familie von Rössing, dessen Wirtschaftsgebäude an der Kirchstraße liegen. Erwähnenswert sind darüber hinaus an dieser Straße aber drei Vollmeierhöfe, die in der Geschichte des Ortes zu den größten landwirtschaftlichen Betrieben gehörten.  Je nach Größe der Höfe und Umfang der Ländereien standen den Vollmeiern eine entsprechende Anzahl von Grabstellen zu.

Die Ländereien des schon 1689 aktenkundigen Meierhof 1 in der Kirchstraße 11 sind heute verpachtet und die denkmalgeschützten Gebäude zu einer Wohnanlage umgebaut worden.

Zum Meierhof 2 in der Kirchstraße 15 und zum Meierhof 3 in der Karlstraße 3 gibt es ebenfalls schon Informationen aus demselben Jahr. Doch auch hier wird heute keine Landwirtschaft mehr betrieben und die Hofgebäude werden anderweitig genutzt.

Armenhaus

Zu finden: Karlstraße 2

Das kleine Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1790. Es war das Wohnhaus der Gutsarbeiter- und Lehrerswitwen.

Klunzhof

Zu finden: Maschstraße 2

Spricht man in Rössing vom Klunzhof, so ist damit das Grundstück in der Maschstraße 2 gemeint. Der Klunzhof war ein Vollmeierhof, der zum Adeligen Gut der Herren von Rössing gehörte und bis 1655 im Besitz der Familie Klunz war. Trotz wechselnder Besitzverhältnisse hat sich sein Name bis heute gehalten.

Durch den Verkauf an den Welfenherzog wurde der Klunzhof zum Herrschaftlichen Amtshof und von 1673 bis 1829 von Amtmännern und Amtsschreibern auf dem Calenberg bewohnt und bewirtschaftet, denn durch den Abriss des dortigen Schlosses stand keine repräsentativer Wohnmöglichkeit mehr zur Verfügung. Bemerkenswert ist die Tatsache, das der letzte Pächter des Klunzhofes vom Amt Calenberg eine Frau war, die bezeichnenderweise daher auch Amtmännin genannt wurde. Christine Freya Catharina Lepper, deren verstorbener Ehemann lange Zeit Domänenpächter in Calenberg-Schulenburg war, schlug sich ohne Zögern mit den Behörden herum, um ihre Interessen zu vertreten. Und der Wirtschaft steht sie auch verantwortungsbewußt vor, denn sonst hätte man ihr als Frau sicher nicht so lange die Pachtungen gelassen. (aus: Fredebold, Helga; Der Klunzhof, ehemaliger Herrschaftlicher Amtshof; Rössing; 2015)

Auf dem großen Hofgelände wurden umfangreiche Amtsgebäude mit einem großen Wohnhaus, Stallungen, einer riesigen Zehntscheune, Nebengebäuden, Pferdespüle und kleinere Wohnhäuser für den Schreiber und den Hofmeister gebaut, von denen das nun heute 300 Jahre alte ehemalige Wohnhaus der Amtsschreiber erhalten geblieben ist. Seit 1883 ist der größte Teil des Klunzhofes im Besitz einer Familie, die hier über drei Generationen bis 1962 eine Gärtnerei betrieb. Das Gartenhaus der heutigen Bewohner steht auf dem ältesten noch erhalten gebliebenen Teil des alten Meierhofes, einem Kellergewölbe, dessen Fundamente eine Mauerstärke von über einem Meter haben. Dieser Keller ist noch immer ganzjährig hervorragend temperiert und diente seit seinen Anfängen sicher als Aufbewahrungsort für Vorräte. Neben dem Haus befindet sich außerdem ein ebenso alter Brunnen, der noch immer bestes Wasser führt und nie versiegt ist.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Wassermühle

Zu finden: Kurt-Schumacher-Platz

Vermutlich hat es in Rössing eine Wassermühle schon vor 1342 gegeben. Die Herren von Rössing, die zu dieser Zeit ihr erstes Wasserschloss errichteten, verfügten seit jeher über die Mühlen- und Wasserrechte und verteidigten diese auch über die Jahrhunderte erfolgreich. Bis zum Jahre 1911 wurden die Mühlsteine von einem Wasserrad getrieben, das später von Maschinen ersetzt wurde.

Seit 1966 wird dort jedoch kein Mehl mehr gemahlen. Heute wird die Rössinger Mühle nur noch als privates Wohnhaus genutzt, ihre Anlage ist aber im Rahmen eines Spaziergangs von außen gut einsehbar.